Blog aus Rostock
Ein Vogelstrauß steckt seinen Kopf in den Sand.

Konsens? Ohne mich.

Studentenproteste in Rostock

Jede Studentengeneration braucht ihre eigene Protesterfahrung. So gehts auch 2009 mal wieder geschäftsmässig gegen die miserable Situation an den Hochschulen. Aus Rostock ein kleiner Eindruck.

Vorneweg: Die Türen, die einzurennen man gedenkt, stehen sperrangelweit offen. Die Unileitung zeigt Verständnis, will gemeinsam Kippe mit den Studenten machen und fühlt sich im Ganzen als ähnliches Opfer einer Situation, die in Schwerin, Berlin, Bologna oder meinethalber auf dem Mars verursacht wurde.

Keinen Kakao, bitte

Die meisten Studenten sind desinteressiert bis unpolitisch, unterschreiben aber brav jeden Mist, der ihnen von der engagierten Minderheit unter die Nase gehalten wird. Selbst oder gerade wenn dort fröhlich von einer "Verbesserung der Wettbewerbssituation zu anderen Universitäten" gesprochen oder das CHE-Hochschulranking zitiert wird. So zumindest die Forderung einer Unterschriftenliste der Fachschaft Politik.

Wie pflegte Brecht doch so schön zu sagen: "Nie dürft ihr soweit sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken." Die Fachschaftsvertretung Politik hat jedenfalls schon einen zuckersüßen braunen Milchbart.

Konsens, um Himmelswillen!

Aber es wurde ja auch gestritten. Nicht mit dem Rektorat freilich. Das lästige linke Pack wurde gleich mal ausgebuht, als es zu der "Irgendwas"-Veranstaltung im Audimax eine Diskussion mit dem Rektorat verhindern wollte. Geschenkt. Aber die einzelnen Hochschulgruppen waren sich zumindest uneinig, ob man denn nun locker-flockig im Audimax diskutieren oder es lieber gleich besetzen möchte. Besetzt wurde nichts. Obwohl diese revolutionäre Kaderschmiede der "grünen Hochschulgruppe" das doch frecherweise schon auf ihre Copy&Paste-Flyer gebebt hat.

Apropos - kleine Anekdote am Rande. Im überfüllten Hörsaal fiel mein Blick heute zufällig (ja, es war wirklich ein dummer Zufall ... zumindest die erste Sekunde) auf den Bildschirm des schicken eBooks eines Vertreters der grünen Hochschulgruppe. Und er hatte gerade ein internes "Ergebnisprotokoll" interner Abmachungen vor sich geöffnet, in denen nochmal extra darauf hingewiesen wurde, man möge mit anderen Hochschulgruppen zusammenarbeiten. Bloß kein Stress. Joschka hat zumindest noch Steine geworfen, ehe er -mit Verlaub- ein Arschloch wurde.

Die guten, alten Zeiten

Was waren die Zeiten 2003 in Bremen dagegen doch seelig. Leuter Zecken! Die sind zumindest ihren Mitstudenten noch kräftig auf den Sack gegangen, haben Fundamentalopposition geübt und ein kleines Holzhaus auf dem Campus gebaut.

Spaß beiseite: Ich glaube wirklich, dass mit einem Schmusekurs kein Blumentopf zu gewinnen ist. Der Studentenprotest rennt ansonsten offene Türen ein, jeder entzieht sich der Verantwortung, verweist auf andere oder schiebt bedauerliche Sachzwänge vor.

Und man muss sich auch nichts vormachen, die Studenten hätten hier auch nur einen Pfurz mitzureden. Allenfalls ist ein "konsensorientierter" Protest Faustpfand für Rektoren, mehr Gelder zu beantragen und Anlass für Politiker, sich symbolträchtig mit ihnen zu verbrüdern. Schuld sind immer die anderen.

Bier statt Kakao

Will studentischer Protest Erfolg haben, muss er entweder wirklich von der breitesten Mehrheit der Studierenden getragen und aktiv mitgestaltet werden - oder sich in der aktiven Minderheit radikalisieren. Die Interessen von Studierenden sind grundsätzlich andere, als die von Rektorat, Landesregierung, dem Bund oder den Mars-Bewohnern. Gerade weil Studenten wenig bis keine "harten" Druckfaktoren haben, müssen sie radikal werden. Anders lassen sich die bildungspolitischen Spielräume nicht ausnutzen. Das ist kein Kommunismus, das ist Realpolitik. Und ist außerdem noch weitaus cooler, als mit Laptop und Hemd dem Rektor eine Unterschriftenliste zu überreichen.

Doch hier läuft der Protest vielerorts -und gefühlt stark in Rostock- den Interessen der studentischen Vertreter zuwider. Denn für diese ist die ganze Veranstaltung vor allem eines: Eine erste Empfehlung, im Kaderapparat der Mutterpartei ihrer Hochschulgruppe eine Karriere zu beginnen.

Da bleib ich lieber daheim und trink Bier.

PS: Update zur Rede des Fachschaftsrates Geschichte

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