Blog aus Rostock
Auf diesem Bild sieht man den jungen Helmut.

Doktor Helmut Kohl - in der Blühte seiner pfälzischen Jugend.

Sensation! Selbstenthüllung zu Helmuts 80ten!

Achtzig Jahre Helmut Kohl. Neben Schmidt und von Weizäcker nun der dritte altgediente BRD-Kader, den die Presse hochleben lässt. Ich greife dies mal auf, weil mich das Thema selber beschäftigt.

Ich habe gesündigt

Genauer genommen wird es Zeit, für eine Enthüllung: Zwischen dem fünfzehnten und achtzehnten Lebensjahr war ich Mitglied in der Jungen Union. Genauer genommen hab ich in dem Verein sogar eine Karriere begonnen, immerhin habe ich mich bis zum Bezirksschriftführer hochgearbeitet, Parteigrößen wie Christian Wulff oder David Mc Allister die Hand geschüttelt. Pfui!

Und es kommt noch bunter. Ich habe sogar einmal Wahlkampf für die CDU betrieben! Ich habe Plakate gegen Gerhard Schröder geklebt, damals bei der Wahl zum niedersächsischen Landtag. Rückblickend auf die Agenda 2010 vermutlich die einzig sinnvolle Amtshandlung, die ich getrieben habe. Übrigens erfolglos. Gegen Schröder sah und sieht Wulff aus wie das kastrierte niedersächsische Wappentier. Fury in the Slaughterhouse.

Das ich bislang kaum drüber geredet habe, hat eigentlich einen banalen Grund: Mir ist das viele Jahre unendlich peinlich gewesen. Ich schob lange Zeit alles auf meinen alten Handballtrainer. Er war auch Mitglied der Jungen Union und darüber hinaus, so als Jugendtrainer, einfach eine Person, zu der man aufblickte. Ich zumindest. Aber es ist auch zu kurz gegriffen, ihn der Manipulation zu beschwichtigen. Ich bin schon freiwillig zur JU gegangen.

The Kohl-Generation

Warum dies der Fall war, wurde mir heute einmal mehr deutlich, als ich im aktuellen Spiegel ein kurzes Essay von einem Generationsgenossen über die Kohl-Jahre gelesen habe.

Unter anderem beschreibt er, wie furchtbar unpolitisch unsere Generation doch war und ist. Die Nachkriegsgeneration waren glühende Patrioten, die 68er haben Deutschland gehasst - und der Kohl-Generation war das alles egal. Kohls Machtfülle erstickte jeden Glauben an den Erfolg politischen Handelns, man kümmerte sich lieber um den eigenen Lebenslauf. Das ist zwar durchaus eine verkürzte Ansicht, aber aus meiner beschränkten Erfahrung kann ich das im Prinzip unterstreichen.

Instinktiv fand ich das Desinteresse meiner damaligen Freunde furchtbar, wenn es um Politik ging. Es sei doch wichtig, so meine naive Vorstellung, sich zu engagieren. Das es dann ausgerechnet die JU wurde, lag sicherlich an besagten Handballtrainer. Ein Stück weit auch an der instinktiven Ahnung, dass Politik außerhalb der Union in Deutschland keinen Sinn habe, solange Kohl die gefühlte Bonner Republik im Würgegriff hatte. Und nicht zuletzt wollte ich auch einach mal meine altlinken Lehrer etwas provozieren.

Meine JU: Nationalistisch, provinziell, bürokratisch

Diese Euphorie verflog über die Jahre, in denen ich in der Jungen Union herumarodierte. Die Pädagogik meiner Lehrer griff dann in sofern doch, dass ich es befremdlich fand, die Nationalhymne bei irgendwelchen Veranstaltungen zu singen. Ich hielt dann, wie viele Fußballspieler damals auch, einfach die Lippen geschlossen.

Vor allem aber begriff ich instinktiv schnell, dass politischer Pathos, Gestaltungswille und Idealismus in einem Verein wie der Jungen Union keinen Platz hat. Es geht um Macht. Und das ich Bezirksschriftführer wurde, hing auch nur damit zusammen, dass man auch "ganz junge" Leute repräsentativ vorweisen wollte, es außer mir kaum jemanden mit Interesse gab und ich zudem eine weitere verläßliche Stimme für unseren Kreisverband darstellte. Es steckte keine besondere Eigenleistung hinter dieser Karriere. Ich war niemanden bedrohlich, verlässlich und hatte im Zweifel eine postive Außenwirkung.

Das ganze Gekungel auf Landes- und Bezirkssitzungen, sitzt mir bis heute in den Knochen. Ich verstehe was es bedeutet, wenn Menschen das hiesige Parteiensystem kritisieren. Die Junge Union, so wie ich sie erlebt habe, war ein Verein der Bürokraten und Opportunisten begünstigte, Querdenker und Idealisten strukturell sanktionierte. Mein Pathos verlor seine letzte Kraft, beim anfertigen sinnleerer Protokolle über Plakat- und Aufkleberaktionen.

Schröder zerstörte die Gärten meiner Kindheit

Meine Mitgliedschaft ruhte ab 17, irgendwann mit 19 bin ich ganz ausgetreten. Gerhard Schröder wurde erst Ministerpräsident, dann Bundeskanzler. Die Bonner Republik hörte auf zu existieren, Helmut Kohl verschwand und die Partei meiner alten Lehrer übernahm plötzlich Regierungsverantwortung.

Als dann schwarze Kassen auftauchten, die Grünen den Kosovo bombadierten und Gerhard Schröder den Sozialstaat vernichtete, naja, da bin ich schon längst Menschen begegnet, die ganz putzige politische Meinungen an den Tag legten. :-)

Alles Gute, Helmut!

Trotzdem - ich bin mit Kohl groß geworden. Schwarz-Rot-Gold, Bundesadler und Birne bilden für mich die Trias der Bonner Republik, Symbole einer vergangenen Zeit, die ich als behaglich empfinde, weil ich damals noch zu jung war, um Kohl zu hassen, es mir an Vorbildern mangelte, mich politisch zu finden. In dem Sinne: Alles Gute zum 80ten, Helmut.

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