Blog aus Rostock
Auf diesem Nachtbild sieht man Schee und DDR-Licht.

Schnee - jenseits der Elbe.

Manche Stadt

Wenn man jenseits der Elbe im Plattenbau sitzt, Bier trinkt und Hannes Wader hört - dann bekommt die sozialistische Idee so eine komische Note. Deshalb will ich nun auch gar nicht weit ausholen, aber schon den alten Kommunistenbarden zum Anlass nehmen, ein erstes, kleines Fazit zu ziehen. Zehn Wochen Rostock.

"Manche Stadt, manch ein Land,
manche Stunde, manchen endlos langen Tag,
ließ ich im dunkeln hinter mir.
Manche Chance, manch leeres Glas,
manch ein Mädchen, daß mich, wenn ich ging vergaß"

Viele Unterschiede zwischen Ost und West habe ich eigentlich nicht bemerkt. Klar, Rostock mit seinen Trabanten-Vorstädten ist anders als ein vor Stolz trunkenes Bremen, das mit bürgerlicher Niedrigbauweise die Wunden des Krieges versucht hat auszuradieren. Von 40 Jahren DDR-Terror mal ganz zu schweigen. Anderseits: Hinterlassen 30 Jahre grüne Diskursherrschaft im Bereich der Grundschulpädagogik nicht auch einen gewissen massenpsychologischen Kollateralschaden?

"Wenns auch kein Zuhause war,
wo immer ich einen Platz zum schlafen fand,
habe ich mich doch hier und da,
bei manch einem, unter dessen Dach ich lag,
Zuhaus gefühlt für manche Stunde manchen Tag."

Das Absurdeste hier im Osten ist eigentlich, dass ich unbeabsichtigt mitten in die Hochburg der hiesigen Nazi-Szene gezogen bin. Frontstadt Rostock und so ein Schmarrn. Auch wenn Rostock insgesamt eher rot, naja, stalinistisch, naja - halt so irgendwie links ist. Keine Ahnung. Was die wenigen Nazis sich hier an Heldenepos herbei fiebern, wird jedenfalls durch den Rhythmus, in dem diese Stadt pulsiert (und sie pulsiert durchaus) blanker Lüge gestraft.

Absurd ist nur, dass ich mich hier auf den Straßen sicherer fühle. Nicht, dass ich nachts mit nackter Panik durch Bremen geschlichen wäre. Aber subjektiv empfinde ich weniger Unbehagen wenn Nazis in der Nachtlinie sitzen, als bei türkischen Jugendlichen. Objektiv muss ich mir vermutlich in beiden Fällen keine allzu großen Sorgen machen. Aber das Ganze ist unschönen Aggressionserfahrungen in meiner Kindheit geschuldet, deren Auslöser dummerweise nun Rotzlöffel mit Migrationshintergrund waren. Solche Erfahrungen wird man irgendwie nie mehr los.

Naja, trotzdem freue ich mich mit jedem Tag mehr auf Weihnachten, wenn's wieder ab an die Weser geht. Und bis dahin ein kleines Winter-Nacht-Bild aus dem Fenster meiner Bude.

Wenn es auch nicht die Freiheit war,
in fremden Wagen, während mancher langen Fahrt.
Wenn der Motor mit mir sang,
hab ich mich, ganz gleich was vor mir lag,
doch frei gefühlt für manche Stunde, manchen Tag.

Lyrics: Hannes Wader - Manche Stadt

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