Not amused

Heute schlenderte ich mit einer sehr lieben Freundin durch Hamburg. Fast in Sichtweite der Roten Flora bemerkte ich, wie sehr mich mein Umzug nach Rostock doch politisiert hat.

Ich meine, "irgendwie links" gehörte an der Bremer Uni ja fast zum guten Ton, eine spezifische Sensibilisierung gegenüber neofaschistischen Denkmustern war mir aber eher neu. In Bremen arbeitete ich mich vornehmlich an der Gender-Debatte ab.

Sensibilisierung

Um so merkwürdiger der Umzug nach Toitenwinkel. Einem Stadtteil, in dem "Kein Kiez für Nazis" mit "Umweltschutz ist Heimatschutz"-Aufklebern um die Deutungshoheit am Laternenmast kämpfen. Rostock hat mich gegenüber faschistoiden Denkmustern in einer Form sensibilisiert, die in Bremen einfach so nie auf der Tagesordnung stand. Obwohl es natürlich auch an der Weser nicht an Nazis mangelt.

Meine charmante Begleitung und ich plauderten noch ein wenig über Wahrnehmungsmuster, den richtigen Umgang damit und ob es einen Punkt gibt, an dem man sich innerlich auch ein Stück weit abgrenzen darf und muss. Später gabs noch einen Milchkaffee und das Thema war vom Tisch.

Idioten mit dem Bollerwagen

Im Zug zurück wurde ich aber kurz vor Rostock wieder in die Realität geholt. Eine Gruppe betrunkener Twenty-Somethings, die einen bunt geschmückten Bollerwagen voller Alkohol mit sich führten, fingen plötzlich an Witze zu erzählen. Über Schwule, Schwarze und, innerlich habe ich nur darauf gewartet, am Ende natürlich auch über Juden.

Nicht, dass man Menschen mit Bollerwagen sonderlich ernst nehmen sollte. Nicht, dass man nicht auch über "jüdisch" lachen darf (wo wäre Woody Allen sonst?). Wenn die Pointe aber immer nur daraus besteht, wie der Jude angezündet wird, ist das weder komisch noch geistreich. Mecklenburger Zustände eben, um Useless zu zitieren.