Blog aus Rostock

Wenn das mal kein Wort zum Sonntag ist

Ich hab mir gerade mal wieder Philadelphia angeschaut, einer meiner Lieblingsfilme. In meinem alten Blog glaube ich, schonmal länger über den Film geschrieben zu haben, deswegen erspare ich mir an dieser Stelle eine Wiederholung. Nur finde ich ihn nach wie vor aktuell.

In den 90ern kritisierte man an dem Film, er würde bei allen guten Absichten das Klische bedienen, Aids sei eine "Schwulenseuche". Ich vermag die Kritik nicht aus dem Kontext ihrer Zeit zu beurteilen, weil ich mich da vornehmlich mit dem Problem befasst habe, wie Super Mario die Prinzessin befreien kann - rückblickend aber glaube ich, die Kritik ist nicht angebracht. Der Film hat eher im doppelten Sinne die Angst vor Aids als auch die Angst vor Schwulen angefasst und gut in die Popcorn mampfende Massenkultur transportiert. Hollywood, im besten Sinne.

Das heute zu sagen zeigt aber auch, wie schwierig es mit der Moral ist. Irgendwie glaubt doch jede Zeit und jedes Jahrzehnt, sich moralisch voran entwickelt zu haben. Man sieht die Mißstände vergangener Zeiten und freut sich, sie überwunden zu haben. Man mag dann darüber streiten, in wie weit wirklich Aids enttabuisiert wurde, in wie weit ein schwuler Außenminister wirklich schon das Ende der Homophobie darstellt ... und nicht wenige mögen sich sogar heimlich einen Roll-Back gegen den moralischen Verfall des Hier und Jetzt wünschen.

Das eigentlich Problem aber erscheint mir, jenseits der "alten" Probleme die "Neuen" zu erkennen. Ich glaube, Moral ist nichts Festes und nichts, dass sich entwickeln kann. Moral muss immer und immer wieder aufs Neue ausgehandelt werden. Sie ist amorph wie der Zeitgeist und unterliegt ähnlich langfristigen Schwankungen wie das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft.

Oder anders gesagt: Wie die alten Herren in der Wheeler-Anwaltskanzlei in Philadelphia mit einer konservativen Moral Familie gegen Homosexualität und Krankheit als Folge eines gottlosen Lebens ankreiden, so diskriminieren heute andere Menschen und andere Mechanismen bestimmte Gruppen und Gedanken. Und diese Diskriminierung mag so fern bekannter Muster liegen, dass sie einem gar nicht so auf Anhieb auffällt.

Das ist es, was ich an Philadelphia als Lehre verstehe: Empfindsam durch die Welt gehen und auf das eigene Mitgefühl, den eigenen Gerechtigkeitssinn zu hören.

Name
E-Mail *
Homepage *
* Angaben freiwillig

abschicken

Genetzwerkel
Blogröllchen
Usernews
Informationelle Babyklappen

... wollen die Piraten.

URL: www.piratenpartei.de
Von: Impi, 29.11 um 14:56 Uhr.

Die ganze Wahrheit

über Rostock

URL: www.stupidedia.org
Von: anonym, 22.11 um 08:42 Uhr.

Todesstrafe Homosexuelle ...

... wird von UNO nicht mehr explizit verurteilt.

URL: www.queer.de
Von: Impi, 20.11 um 09:38 Uhr.


>> Neue Usernews eintragen
Twitter
 Neu: RAWstock werbefrei --> Registrieren