Profillinien Uni Rostock

Update 25.6.2010: Die vierte, geisteswissenschaftliche Profillinie wurde offiziell vorgestellt.

Ich plauder mal etwas aus dem Nähkästchen. Für eine Recherche für einen Artikel im nächsten Heuler habe ich mit einem Uni-Insider über die Entwicklung einer geisteswissenschaftlichen Profillinie der Uni Rostock gesprochen. Mir sträuben sich die Haare.

Kurz zum Hintergrund: Mit Profillinien versuchen einige Unis sich im bundesweiten Wettbewerb um DFG-Forschungsgelder, um Promotionsstipendien und diesem ganzen Exzellenzgedöns einen Vorteil zu verschaffen. Statt wie bisher einfach verschiedene Fächer anzubieten, werden nun teils interdisziplinär, teils aber auch auf einen winzigen fachlichen Teilbereich beschränkt spezielle Themen in den Vordergrund der Forschung gerückt. Hier in Rostock bspw. bereits durch eher nichtssagende Titel wie "Science and Technology of Life, Light and Matter" (Leben, Licht, Materie) geschehen.

In den Geisteswissenschaften ist grob soetwas wie "Wissenskulturen" (also ein ähnlich nichtssagends BlaBla) angedacht. Dies ist aber hoch umstritten, da naturgemäß bestimmte Fachbereiche und Lehrstühle einen Bedeutungsverlust fürchten, während andere darauf hoffen, so endlich in das Licht gerückt zu werden, das ihnen gebürt. Entsprechend bat mich mein Gesprächspartner, auch auf Biegen und Gebrechen nicht seinen Namen zu nennen. Obwohl er mir inhaltlich eigentlich nur sagte, dass man eine geisteswissenschaftliche Profillinie möchte um mehr Forschungsgelder einzustreichen. Das zeigt, wie extrem sensibel das Thema ist.

Zugleich zeigen die nichtssagenden Titel aber auch, wieviel heiße Luft sich hinter einer Profillinie verbirgt. Letztlich ist es nur eine Art "wissenschaftliche Corporate Identity", in meinen ganz persönlichen Augen kaum mehr als ein Blendwerk, dass letztlich viel über die Methodik verrät, wie Forschungsgelder wirklich vergeben werden: Relevanz wird symbolisch generiert.

Als kleiner Student finde ich das alles ganz traurig. Denn mir persönlich ist vor allem an meiner ganz privaten Profillinie gelegen - und die kann ich nur entwickeln, wenn ich möglichst viele Eindrücke, Meinungen und Gedanken kennenlernen kann, ehe ich mich verbittert und zynisch endlich selbst in ein Weltbild meiner Wahl zurückziehe, Forschungsgelder einstreiche, eine Familie gründe, meine Frau betrüge und im schmucken Altbau glücklich werde.