Blog aus Rostock

Moral ist, wenn man trotzdem lacht

Machiavelli hat mal sinngemäß gesagt, dass sich der Staat nicht um moralische Prinzipien zu scheren braucht, solange seine Handlungen zweckmäßig sind. Der aktuelle Zeitgeist empfindet dies vermutlich etwas anderes. Im Großen und Ganzen ist der Streit um geklaute Steuersünderdaten aus der Schweiz doch eine einzige große Posse.

Um es mal deutlich zu sagen: Mir ist das so egal. Solange es die Möglichkeit gibt, Millionen am Fiskus vorbei ins Ausland zu schaufeln, werden es auch viele Menschen machen. Auch das ist Kapitalismus - es geht, mal ganz platt gesagt darum, Nutzen und Risiken der eigenen Bereicherung abzuschätzen und dann entsprechend zu handeln, wer da anfängt, zwischen "guten" und "schlechten" Unternehmern zu unterscheiden, versteht die Spielregeln nicht. Das Einzige, was (innerhalb dieser Logik) funktioniert, ist die Erhöhung des Risikos. In sofern weine ich auch niemanden eine Träne nach, der wegen einer Daten-CD nun doch seine Steuern zahlen muss. Ganz gleich, ob man den Ankauf nun als "Hehlerei" oder "Belohnung" definiert.

Nein - was mich wirklich aufregt ist die Moral, die plötzlich -landauf, landab- postuliert wird. Irgendwie hat das doch einen faden Beigeschmack, so als würden die, die sich vorher nie um die Moral geschert haben nun, da sie in die Ecke gedrängt werden, sich ihrer erinnern. Und nur um nicht falsch verstanden zu werden: Das ist auch ihr gutes Recht.

Aber gemessen an dem Schaden, der durch ein moralisch vielleicht fragwürdiges Verhalten des Staates entsteht, empfinde ich das Gejammer als einen ziemlich Hohn denen gegenüber, die ganz legal durch staatliche Maßnahmen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Seien es nun "illegal" in Deutschland lebende Flüchtlinge, aber auch Hartz IV Empfänger, Leiharbeiter und andere Prekarisierte. Wo bleibt da die moralische Grundsatzdebatte?

Natürlich, es gibt sie. Aber sie kommt viel schleppender voran, als die um ein paar Steuerbetrüger. Und nein, natürlich ist es nicht korrekt, die Armut der einen gegen das Fehlverhalten der anderen aufzurechnen und zu sagen: Haut den Steuersündern mal kräftig auf die Finger.

Es zeigt aber eines, und darauf kommt alles an: Moral ist flexibel und Moral ist immer auch ein Instrument, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Das macht die ganze Posse um gefährdete Steuerbetrüger wunderbar deutlich. Und da bleibt einem fast nichts anderes mehr übrig, als an Machiavelli zu denken und gelangweilt die Schultern zu zucken. Denn würde man anfangen, es mit der Moral wirklich ernst zu nehmen, naja ... das wollen wir uns mal lieber gar nicht ausmalen.

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