Blog aus Rostock
Auf diesem Bild sieht man ein Denkmal zweier Arbeiter, die mit geballten Fäusten gen Himmel streben.

Auf der Inschrift zu diesem Denkmal ist die Rede vom erlösten Menschen.

Spaß im Seminar über Denkmäler

Ich besuche zur Zeit ein sehr spannendes Seminar über Denkmäler. Das eigentlich Spannende aber ist der Subtext, den die Dozentin Woche für Woche in die Runde kanzelt.

Kollektiv und Nation

Eine Kostprobe? Gleich in der zweiten Sitzung sprach sie vom kulturellen Gedächtnis. Ein Begriff, der mir als kulturwissenschaftlich vorbelasteter Mensch nicht neu war. Interessant war aber ihr Kontext: Sie behauptete, ein Kollektiv bräuchte ein solches Gedächtnis und ein Kollektiv könne nur national sein. Dass dies eine idiotische Aussage ist, muss nicht weiter erläutert werden. Die menschliche (Kultur-)Geschichte hat einige tausend Jahre vor dem europäischen Nationalstaat begonnen und wird, sofern sie nicht an ihm zugrunde geht, diesen auch mit Sicherheit überleben. Da bin ich ganz optimistisch.

Ausschwitz als Gründungsmythos

Aber solche Klopfer kommen da halt ständig. Und das ist doch mal etwas, an dem man sich geistig abarbeiten kann. Eine Frage, die mich bis heute sehr intensiv beschäftigt ist ihre von Martin Walser geklaute These, dass der deutsche Gründungsmythos in Auschwitz liegt. Die Frage, warum Deutschland überhaupt einen Mythos braucht und ob dieser nun in den Gaskammern von 1945, den brennenden Barrikaden von 1848, im Spiegelsaal von Versailles 1871, rebellierenden Jugendlichen von 1968 oder demonstrierenden Leipzigern von 1989 liegt, lass ich mal beiseite.

Das Übel der Idenität

Die intellektuelle Frage dahinter ist die, ob auch nur eines dieser Szenarien im Alltag ganz "normaler" Deutscher eine Rolle spielt. Und zwar eine, die ihnen Antwort auf Fragen wie: "Wer bin ich?" oder "Wofür bin ich?" gibt. Der anti-emanzipatorisch Zug, eben sich über etwas zu definieren, das außerhalb der eigenen Reichweite liegt, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Nur so viel: Scheinbar können viele auf etwas Stolz sein, das sie selbst nicht bewegen. Das muss man wohl hinnehmen.

Leid bleibt Leid bleibt Leid

Ausschwitz aber, so meine ich doch, darf in diesem Zusammenhang nicht gedacht werden. Die Barbarei der Konzentrationslager, die Totalität, mit der menschliches Leben vernichtet wurde, ist singulär. Sie ist nicht frei von Kontext, sie aber in einen größeren Deutungszusammenhang zu tradieren, zu sagen, aus der Asche entstand ein Phoenix, in der finstersten Stunde keimte die Bundesrepublik - das halte ich für ein Gedankenspiel, das am Ende instrumentalisiert.

Da instrumentalisiere ich lieber den Kurs bei einer scheinbar rechtsintellektuellen Doktorandin. Nächste Woche geht's um's Völkerschlachtdenkmal. Ich freu mich drauf!

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