© Rawstock

Die Bootshalle am Yachthafen von Hohedüne gehört zu den schönsten Gebäuden des kleinen Örtchens.

Call me Methusalem

Der Besuch in Bremen führt zu einer pardoxen Wirklichkeitsverschiebung, derer selbst mein mächtiges Großhirn nur bedingt Herr wird: Die Wahrnehmung des eigenen Alters.

Nun will ich hier gar nicht lang und breit etwas vom sozialen Alter daherschwatzen, dass sollen Wahrsager, Soziologen und anderer Scharlatane machen. Wohl aber bleibt festzustellen, dass ich in Bremen häufig "der Jüngste" war, mit allen impliziten und expliziten Folgen. Beispielsweise ließ ich mir gerne die Welt und das Leben erklären und habe den Erzählern im Gegenzug haarklein unter die Nase gerieben, warum an ihrem Körper schon bestimmte Vorboten von Siechtum und Verfall zu erkennen sind. Das Anrecht der Jugend sozusagen.

In Rostock kehrt sich diese Situation nun um. Viele sind erst Anfang 20, neulich traf ich sogar eine 18 Jährige. Ein Geschenk des Herrn quasi, der mir auf meine alten Tage noch soviel Glück zugesteht. Aber im Ernst: Ich ertappe mich selber dabei, wie ich plötzlich ohne Not und Zwang einen Rollenwechsel vollziehe und immer mal wieder einen süffisanten Schenkelklopfer über mein biblisches Alter oder die vermeindliche Unschuld der Jugend vom Stapel lasse.

Das Ganze ist natürlich nicht wirklich ernst gemeint, kratzt aber durchaus an einer Angst von mir: Der vorm Älter werden bzw. davor, irgendetwas auf dem Weg zum Rollator verpasst zu haben. Nicht zuletzt frage ich mich auch, was die paar Jahre Altersunterschied jetzt eigentlich ausmachen? Zwischen 18 und 28 liegt immerhin doch ein Lebensabschnitt, der sich durch mehr auszeichnet, als sein Studium zu beenden und den Bausparvertrag einzulösen. Kurz: Wer bin ich eigentlich?

Anbei ein kleines Archivbild vom Yachthafen in Hohedüne. Alte Männer wie ich gehen dort gerne mal einen Whiskey trinken und schwadronieren mit anderen alten Männern über ihr Boot.