© RAWstock

Der Lack ist ab.

Unpolitisch geht nicht

Im März 2010 gab es einen Brandanschlag auf den rechten Szeneladen Dickkoepp. Heute hat der Prozess gegen die beiden geständigen Täter am Rostocker Landgericht begonnen. Ein hochbrisantes Thema.

Brisant, weil sich zum einen ganz normale Wohnungen über den Laden befinden. Zum Tatzeitpunkt wohnte hier beispielsweise eine recht unpolitische Studenten-WG. Brisant aber auch, weil die NPD im letzten Jahr massiv versucht hat, sich zum politischen Opfer dieses Brandanschlages zu stilisieren. Neben dem Szenegeschäft befand sich auch ein NPD-Büro in den Räumlichkeiten.

Rechte Anschlagsserie

Was folgte ist leidlich bekannt: Fast im Wochentakt kam es landesweit zu Anschlägen auf Büros anderer, im Landtag vertretenen Parteien. Im immer gleichen Muster wurden die Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen und es kam zeitnah auf Webseiten der NPD zu einer entsprechenden Berichterstattung.

Das ganze gipfelte im Mai 2010 mit der Hausdurchsuchung beim Betreiber eines rechten Blogs. Das bis dato unvollständige Impressum wurde anschließend mit der Adresse des NPD-Thinghauses in Grevesmühlen aktualisiert. Zudem schloss die Berichterstattung fortan damit ab, dass man sich von Anschläge schärfstens distanziere.

Kontext und Kalkül

Auch fragen sich Anwohner bis heute, warum ein rechter Szeneladen ausgerechnet in einen linken Stadtteil ziehen musste. Die besonders verkaufsfördernde Lage dürfte vermutlich nicht ausschlaggebend gewesen sein.

Dieser Kontext ist es, der in der Urteilsverkündung berücksichtigt werden muss. Selbst ein gänzlich unpolitischer Richterspruch wird politisch interpretiert und möglicherweise im Wahlkampf 2011 ausgeschlachtet. An die WG über dem Dickkoepp denkt dann schon niemand mehr.

Links:
- Endstation Rechts
- Ostseezeitung