Die Kogge geht auf Tauchstation
Jetzt auch das noch: Eine Niederlage daheim gegen Ahlen, dem (ehemaligen) Schlusslicht der Liga. Die Kogge rutscht damit auf den 15. Platz der Zweiten Liga, nur noch wenige Punkte getrennt vom Abstieg.
Nach der Partie versuchten einige hundert Fans den VIP-Bereich zu stürmen sowie die Stadionausgänge zu blockieren. Man mag von diesem Mob nun halten, was man will, es zum gerechten Zorn der Enttäuschten verklären oder abermals die Frage stellen, wie stark Fußball und Gewalt verknüpft sind und etwaige "ersatzpatriotischen" Gefühle zwischen Bolzplatz und Frittenbude ausgelebt werden.
Fakt ist aber auch, dass Hansa Rostock im Selbstverständnis dieser Stadt eine wichtige Rolle spielt. Zusammen mit der Uni, der Seefahrt und der Ostsee vielleicht eine der wesentlichen Säulen, auf denen hier soetwas wie urbane Identität fusst. Dazu muss man nur einmal mit offenen Augen durch die Stadt gehen. Kaum ein Laternenpfahl, an dem nicht ein weiterer Spucki von einem weiteren Fangrüppchen die "Macht von der Ostsee" o.ä. anpreist.
Was es bedeutet, wenn diese Macht noch weiter schwächelt, kaum mehr Kraft hat, noch auf einem professionellen Niveau zu spielen, kann sich jeder selber ausdenken. Viele verlieren ihr Interesse, speziell die "Gutwetterfans" - und die Fankultur wird noch stärker von jenen dominiert, denen nach einer saublöden Niederlage nichts besseres einfällt, als einfach mal irgendetwas kurz und klein zu schlagen. Im Zweifel auch Menschen, die den falschen Schal um den Hals tragen.
Gerade in den unteren Ligen ist die Gewalt in den Rängen bekanntlich am höchsten. Vereine in der ersten und zweiten Liga haben mehr Spielraum und vermutlich auch mehr mediales Interesse, die Fanszene stärker in das sportliche Geschehen zu integrieren - auch wenn dies wiederrum von einigen Hartgesottenen als "Verlust" oder "Verrat" wahrgenommen wird. Geschenkt.
Man kann daher nur hoffen, dass der Abstieg diese Saison noch verhindert wird - ob dies kurzfristig noch durch taktische Neuausrichtungen möglich ist oder schlicht von Glück und Wetter abhängt, sei einmal dahingestellt. Eine Niederlage wie die gegen Ahlen sollte jedenfalls vermeidbar sein. Ahoi.