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Plattenbauten am Rostocker Hauptbahnhof.
Das Morgen von Vorgestern
Der Arbeiter- und Bauernstaat wollte einst die ganze Rostocker Innenstadt mit architektonischen Errungenschaften wie den Gebäuden hinterm Hauptbahnhof zupflastern. Glück gehabt?
Mit Sicherheit. Allerdings haben diese Plattenbauten irgendwie auch einen merkwürdigen Charme. Vielleicht die Ahnung, dass sie bei aller Tristesse auch das "Morgen" von "Vorgestern" ausstrahlen. Wohnungen waren knapp nach dem Krieg, zumal solche, die von Licht und Luft durchflutet werden, wie es bei der Platte propagiert wurde.
Ost- vs Westplatte?
Vergleicht man die Ostplatte mit dem sozialen Wohnungsbau im Westen, so relativiert sich vieles. Während man in Dierkow, Toitenwinkel und Co. noch heute seine Wäsche im Innenhof trocknen lassen kann und Kinder mit ihren Eltern auf den Spielplätzen spielen, haben sich die Plattengebiete im Westen schon nach wenigen Jahren zu sozialen Brennpunkten entwickelt.
Meine Prognose aber ist, dass dies sich mehr und mehr angleicht. Während westdeutsche Großstädte zunehmend versuchen, ihre Plattengebiete rückzubauen (man denke nur daran, wie erträglich Bremen Tenver geworden ist), finden in den urbanen Zentren des Ostens beschleunigte Prozesse der Gentrifizierung statt (z.B. die KTV), was defakto zu einem stärkeren Wohlstandsgefälle zwischen den Stadtteilen führt.
Abriss ganzer Stadtteile?
Es dürfte in den nächsten Jahrzehnten durchaus spannend sein, gerade hier im Osten, wie sich Retortenstadtteile entwickeln, gerade auch unter dem Vorzeichen schrumpfender Städte. Folgt dem Rückbau der Abriss ganzer Stadtteile? Verschwindet Toitenwinkel irgendwann von der Landkarte? Werden die Reste gar ausgemeindet, um Sozialausgaben geschickt aus der städtischen Buchhaltung zu streichen?
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Marode Platte in Toitenwinkel, noch immer bewohnt.