Ausstiegsdroge

Susanne Gaschke muss der Satan sein. Warum? Weil sie in ihrem Buch "Klick" doch allen Ernstes schreibt, das Internet macht blöd. Dieses ganze Geschwafel von einer Wissensgesellschaft wäre eine einzige Ideologie, die statt neuen Freiheiten nur Unfreiheiten produziert. Dort, wo Klassenzimmer ohne Sinn und Verstand ans Internet gestöpselt werden, fehlt am Ende das Geld für wirklich sinnvolle Dinge wie beispielsweise Leseförderung.

Im Ernst: Ein gutes Buch, aggressiv und scharf gegen den Zeitgeist geschrieben. Vielleicht eine Spur zu kulturpessimistisch - aber ein Ton, der als Kontrapunkt dringend nötig ist. Vor allem aber gefällt mir der Subtext, die Begeisterung fürs Lesen, für Geschichten, für Fantasie und dem Abtauchen in die Lebenswelten fremder Figuren. Viel zu lange habe ich schon keinen Roman mehr gelesen. Damit ist jetzt Schluss! Statt den Abend vor Glotze oder PC zu verbringen, sitze ich im Sessel und %u2026 lese. Revolution.

Okay, der Roman handelt von ´nem Mitte 20er, der zurückgezogen in einer Stadt wohnt, in der er niemanden kennt, sich ungesund ernährt, zu viel trinkt und absurden Hirngespinsten nachhängt. Aber hey! Ich finde, nach so langer Romanabstinenz darf ich meine Empathiesynapsen auch nicht gleich überfordern. Einstiegsdroge.