Der plakative Blogeintrag

Bisweilen muss man plakativ sein. Und das möchte ich heute einmal. Daher die kurze Frage: Degeneriert der Kapitalismus die Menschen? Macht er sie zu sozialen Krüppeln?

Humankapital ist der Rumpf, den die Verwertungslogik noch von den Ideen der Aufklärung übrig gelassen hat. Humankapital, das sind die Gedanken, die Fähigkeiten und die "Netzwerke", die ein Mensch besitzt. Zumindest aus Unternehmersicht. Und der Unternehmer hat kein anderes Interesse, als aus ihnen noch den letzten Euro Profit zu saugen.

Kant sagt, man darf den Menschen nie bloß als Mittel, sondern immer auch als Zweck betrachten. Tut ein Kapitalist das, wenn er dem Humankapital am Ende einen Lohn gibt? Selbst wenn der Lohn ein lachhafter Bruchteil des Profites ist, den der Kapitalist aus ihm ausgebeutet hat? Wie schnell sich halbwegs faire Löhne zu Hungerlöhnen zurückentwickeln sieht man, wenn man die Entwicklung der Zeitarbeit, der Scheinselbständigkeiten, Freelancer und Hilfskräfte betrachtet.

Was geschieht in Menschen, die sich dieser Ausbeutung hingeben müssen, eben weil sie sonst verhungern würden? Wie degeneriert, oder um mit Freud zu sprechen: wie analfixiert müssen Menschen sein, die Menschen als Humankapital betrachten? Was geht in der Seele vor, wenn man Menschen in Kosten und Nutzen auflöst und sie darüber hinaus nur als Risikofaktor wahrnimmt, den es zu kontrollieren (oder zu feuern) gilt?

Natürlich: So ist der Kapitalismus. Es bringt nichts, "die Kapitalisten" an den Pranger zu stellen. Es gibt eine Systemlogik - und zum Glück immer solche und solche. Welche, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und jene, die in den hemdsärmeligen Studiengängen ihrer Uni nur die Verkürzung von Freiheit auf Profit gelernt haben. Aber wie gesagt: Heute möchte ich einfach mal stumpf und plakativ sein. Ich bitte um Nachsicht.