© RAWstock
Tightenwinkel.
Junge Union sorgt sich um Straßennamen
Nachtrag:
Das Rostocker Friedensbündnis hat nun sehr detailliert zu dem Thema Stellung bezogen: Zweifelhafte Umbenennungswünsche
Die Junge Union in Rostock fordert die Umbenennung der Ilja-Ehrenburg-Straße in Toitenwinkel. Der russische Journalist und Dichter sei wegen hasserfüllter Gedichte gegen Deutsche nicht tragbar.
Die Nachwuchspolitiker berufen sich hierbei auf eine Analyse des Rostocker Historikers Dr. Fred Mrotzek. Dieser hat dem Werk Ehrenburgs eine Inhaltsanalyse unterzogen und verschiedene Textstellen gefunden, in denen zu Gewalt gegen Deutsche aufgerufen wird. In der Passage "den Rassenhochmut der deutschen Frau zu brechen", sieht der Historiker sogar einen indirekten Aufruf zur Vergewaltigung.
Dies trug Mrotzek bereits vor dem Ortsbeirat Toitenwinkels vor, ohne das hier allerdings ein Entschluss gefasst wurde, die Straße tatsächlich umzubennen. In den Augen der Jungen Union skandalös.
Was die Nachwuchskonservativen nicht erwähnen sind Aufrufe Ehrenburgs aus dem Frühjahr 1942, dass die Rote Armee keine Rache sondern Gerechtigkeit üben soll. Deutsche Soldaten die kapitulieren, sollen wie Menschen behandelt werden. Zudem warnt er in seiner Reflexion des "Hass"-Begriffes davor, sich auf das antizivilisatorische Niveau von Wehrmacht und SS herabzubegeben.
Widersprüchliche Aussagen, die man sicherlich nur aus dem Kontext der Zeit und dem unmittelbaren Kriegsleid heraus verstehen kann, die Ehrenburg erfahren hat. Ihn heute einseitig zu einem fanatischen Deutschen-Hasser zu verklären, wird der Breite seines Werkes sicherlich nicht gerecht.
Ob deshalb eine Straße nach ihm benannt bleiben soll, kann man aus einer ähnlichen Überlegung heraus diskutieren, wie die Umbenennung der Greifswalder Uni. Am Ende ist das Politik und das Ringen über die Deutung von Geschichte. Kleine Ironie am Rande: Die Rostocker JU hat ihren Sitz in der Rosa-Luxemburg-Straße.